Praxis für Psychotraumatherapie
Praxis für Psychotraumatherapie

Bedürfnisse & Pseudobedürfnisse

"Paradoxerweise gilt: Je mehr wir uns zu ändern suchen, desto mehr verhindern wir diese Veränderung. Andererseits: Je mehr wir uns erlauben, voll und ganz

zu erfahren, wer wir sind, desto größer ist die

Möglichkeit einer Veränderung."

 

                                                       Laurence Heller

 

Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach Liebe und Zuwendung. (Ich will leben, lieben & geliebt werden.) In der frühen Kindheit ist dieses Bedürfnis von existentieller Bedeutung, da ein Kind ohne die Liebe und Fürsorge seiner Bezugspersonen nicht überleben kann. Unter guten Umständen fühlen wir uns als Kind wohl und geborgen. Wurden unsere Bedürfnisse jedoch nicht erfüllt, mussten wir sie permanent unterdrücken. Um den Schmerz darüber nicht zu fühlen, verdrängen wir ihn, so dass unser ursprüngliches Bedürfnis und die Person, auf die sich das Bedürfnis ursprünglich gerichtet hat, nicht mehr erkannt werden. Stattdessen richten wir unsere Bedürfnisse auf Ersatzobjekte. So entstehen ‚Pseudobedürfnisse‘. Sie sind die neurotische Variante unserer unerfüllten wahren Bedürfnisse.

 

Die meisten emotionalen Probleme lassen sich auf die Nichterfüllung unserer Grundbedürfnisse zurückführen. Wird z.B. das Bedürfnis nach Nähe von der Mutter nicht adäquat erfüllt oder durch Nahrungsangebote oder Spielsachen ersetzt, übernimmt das resignierte Kind dieses ‚Programm‘. Das Pseudobedürfnis ‚Hunger‘ oder ‚Einkaufen‘ meldet sich dann immer, wenn wir eigentlich Nähe brauchen. Mehr und mehr stirbt die Fähigkeit ab, den eigenen Körper und dessen Sehnsucht nach Nähe wahrzunehmen.

 

Pseudobedürfnisse sind grundsätzlich unerfüllbar. Der Versuch, sie zu erfüllen, hinterlässt Unruhe, unstillbare Sehnsucht und ein suchtartiges Verlangen nach Wiederholung. Hinter dem Pseudobedürfnis bleibt das ursprüngliche unerfüllte Bedürfnis nämlich immer wirksam. Die unbewusste Hoffnung, es doch noch erfüllt zu bekommen, treibt uns zu immer neuen Wiederholungsversuchen. Doch die innere Leere mit Essen, Alkohol, Arbeit, Sexabenteuern oder Kauforgien zu füllen, ist ein vergebliches Bemühen. Alle Nahrung, alle Sexualpartner der Welt sind letztlich unbefriedigend, denn sie können diese Leere nicht füllen. Das eigentliche Bedürfnis haben wir nicht mehr in bewusster Erinnerung. Und weil seine Nicht-Erfüllung mit heftigem Schmerz verbunden war, bleibt es in der Verdrängung. Ohne Aufarbeitung bleiben wir in endlosen Kreisläufen stecken.

 

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