Praxis für Psychotraumatherapie
Praxis für Psychotraumatherapie

Selbstblockaden

"Da sind jene, die uns einmal sagten: Zu sein wie du, das genügt nicht, um geliebt zu werden. Sie sind es,

die dich dazu gebracht haben, jemanden zu spielen,

der du nicht bist. Sobald du Liebe willst, wagst du nicht mehr, du selbst zu sein. Wie aber kann eine Liebe dich glücklich machen, die nicht dir gilt, sondern dem Schauspieler deiner selbst?"

 

                                                          Oswald Sprengler

 

 

Minderwertigkeitsgefühle sind neben Angstgefühlen die häufigsten Folgen von negativen frühen Beziehungserfahrungen. Dabei handelt es sich nicht im eigentlichen Sinne um ein Gefühl, sondern vielmehr um eine negative Einstellung zu uns selbst, eine Selbstentwertung. 

 

Innere Überzeugungen über uns selbst entstehen als Reaktion auf die direkten, vor allem aber auch auf die indirekten Botschaften unserer Bindungspersonen. Diese Botschaften sind es, die unser Selbstbild lebenslang nachhaltig formen. Sie vermitteln sich nicht nur über Äußerungen, sondern weit wirksamer über Handlungen und Unterlassungen der Erwachsenen, über ihre nonverbalen Botschaften. Der Kommunikationslehrsatz: „Man kann nicht nicht kommunizieren“, gilt besonders für die Eltern-Kind-Beziehung.

 

Je weniger Anerkennung wir bekommen haben, desto minderwertiger fühlen wir uns, und umso hartnäckiger bleibt die Sehnsucht danach bestehen. Das ganze Leben wird dann zu einem Ringen um Liebe und Anerkennung.

Fast jede Misshandlung oder Vernachlässigung wird von einer Botschaft begleitet, die wir als Kind internalisieren. Bedrohung und Missbrauch durch enge Bindungspersonen führen zu einer paradoxen Reaktion: wir übernehmen die Haltung derer, die uns verletzen und betrachten uns selbst wie durch ihre Augen. Wir identifizieren uns sogar mit ihnen, wir nehmen ihre Gefühle, Verhaltens- und Denkweisen in uns auf: wir introjizieren sie.

 

Solche ‚Täterintrojekte‘ werden in destruktiven Abhängigkeitsbeziehungen aufgebaut. Sie entstehen in Situationen, die uns als Kind in einen Gefühlsgegensatz zu unserer Bezugsperson bringen würden. Durch Grenzüberschreitungen (egal ob brutal oder emotional sehr subtil) wird unsere Identität schwer beschädigt. In der Folge wird unser Selbstbild oft von Wertlosigkeit, Minderwertigkeitsempfinden und manchmal regelrechtem Hass auf uns selbst geprägt. Diese verinnerlichten Ansichten sind psychische Deformationen und so tief verankert, dass sie ein Teil unseres Selbst geworden sind.

 

Wir beherbergen dann unterschiedliche Anteile in uns: empfindsame (oft verdrängte) Opferanteile, die den Schmerz beinhalten, und täterloyale Anteile, die unsere Schädiger verteidigen und das Opfer in uns verachten und bekämpfen. Das Täter-Opfer-Verhältnis, das ursprünglich im Außen erlebt wurde, wird in unserer eigenen Psyche als dauerhafte innere Spaltung etabliert. Die Aufgabe solcher inneren Täteranteile ist es, den äußeren Täter zu schützen um die emotionale Bindung erhalten zu können. Anstatt ihn zu hassen, tragen wir jetzt selbst die Stimme in uns, die uns erniedrigt, degradiert und ablehnt.

 

Auch Reinszenierungen im Außen sind verbreitet. Wir ‚geraten‘ dann immer wieder an Partner, die uns schlecht behandeln; an Vorgesetzte, die uns ausbeuten; an Kollegen, die uns mobben; oder bleiben in finanziell desolaten Lebensumstände verankert. Selbstablehnung, Minderwertigkeitsgefühle, Selbstbehinderung in Beruf und Partnerschaft, selbstzerstörerische Tendenzen und autoaggressive Erkrankungen sind sehr oft Folgen einer inneren Täter-Opfer-Dynamik.

 

 

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