"Was der Geist vergessen hat,
das hat der Körper nicht vergessen..."
Sigmund Freud
Somatic Experiencing (SE)® ist eine weltweit verbreitete körperorientierte Traumatherapie, die von Dr. Peter Levine entwickelt wurde. Sie berücksichtigt die gespeicherten Reaktionen auf ein traumatisches Erleben in Körper und Nervensystem. Ein Trauma hinterlässt immer auch im Körper tiefe Spuren.
Traumata beeinflussen unser gesamtes Leben. Dies tun sie weniger in Form von Geschichten oder bewussten Erinnerungen, sondern in impliziten Erinnerungen: als Emotionen, Körperempfindungen und Verhaltensweisen - als eigenständig ablaufende Automatismen. Posttraumatisches Handeln zeigt sich nicht nur in massiven Verhaltensformen, sondern auch in kaum merklichem Luftanhalten, Muskelanspannung oder in Kontraktionen von Organen. Der gesamte Organismus – Körper, Geist und Psyche – bleibt im Trauma 'stecken', es ist als bestünde die Gefahr noch gegenwärtig. Die Vergangenheit lebt in der Gegenwart weiter, in Form von Ängsten, Beziehungsproblematiken, körperlichen Symptomen und Krankheitsbildern jeglicher Art. Diese unbewussten, im Körper gespeicherten Erinnerungen sind mächtig und langlebig, und sie haben einen tiefen Einfluss darauf, wie sich unser Leben entwickelt.
Vor allem unser Nervensystem reagiert auf Traumata, und wenn diese Stressenergien nicht abgebaut werden können, verbleibt der Körper in einem anhaltenden chronischen Belastungszustand, dessen Folgen oft erst Jahre später sichtbar werden. Die meisten von uns sind zwar imstande im Alltag zu funktionieren, doch befinden wir uns oft in einem 'funktionalen Überlebensmodus', welcher die Lebensenergie stark einschränkt. Nicht selten ist uns unser Körper regelrecht zum Feind geworden. Wir vermeiden es dann, uns körperlich wirklich zu spüren. Verdrängte Traumata halten uns davon ab, in unserem Körper präsent zu sein. Wir verwenden dann viel Energie darauf, unsere verdrängten Anteile nicht zu fühlen, anstatt uns in unserer Gesamtheit zu spüren. Wenn wir einen Teil dessen, was wir erfahren haben, leugnen müssen, können wir nicht ganz bei uns sein.
Negative (oft mit unseren frühen Bindungspersonen zusammenhängende) Prägungen sind weit unterhalb des normalen Wachbewusstseins angesiedelt. Um sie zu durchbrechen müssen wir die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit uns selbst entwickeln und uns diesen impliziten Erinnerungen zuwenden. Es geht darum, ein Gewahrsein für unsere körperlichen Empfindungen und Gefühle entwickeln. Auch unser Nervensystem muss wieder in Balance kommen.
Somatic Experiencing hilft, der Stimme des eigenen Körpers zu lauschen. Das traumatische Ereignis wird körperlich und psychisch 'neuverhandelt'. In ruhigen Gesprächen und Achtsamkeitsübungen wird die Wahrnehmung nach und nach ausgedehnt, so dass Sie nicht nur Ihres Körpers, sondern auch Ihrer inneren Vorstellungen, Gedanken und Gefühle gewahr werden. Dabei ist vor allem die Reaktionsweise des Nervensystems entscheidend. Um eine mögliche Retraumatisierung bei der Aufarbeitung zu vermeiden wird die 'eingefrorene' Energie in kleinen Dosen 'aufgetaut' (titriert). Die tief verankerten Nachwirkungen von Traumata können sich langsam und schonend auflösen.